Politik
Der historische Ursprung von Bhutan ist unbekannt. Die Statsgründung geht auf 1553 zurück.
Bhutan verlor 1856 den Duars-Streifen an Britisch-Indien, wurde jedoch nie kolonialisiert.
Der dritte König Jigme Dorje Wangchuck (reg. 1952-1972) sah die Zeit als gekommen, an den
Errungenschaften der westlichen Technologie teilzuhaben. 1974, also vor gut mehr als drei Jahr-
zehnten, begann sich das Land nach Jahrhunderten selbstgewählter Isolation der westlichen
Welt anzunähern. Sorgsam ausgewählte Länder des Westens wurden gebeten, der Regierung
bei der behutsam-kontrollierten Öffnung zu helfen. Dazu war es notwendig, dass sich das
buddhistische Königreich in die internationale Staatengemeinschaft eingliederte, keinesfalls aber
ohne den Verlust der einzigartigen Identität und politischen Selbständigkeit.
Bhutan hat die Zwangsläufigkeit von Wandel akzeptiert und versucht fortzubestehen, in dem es
an traditionellen Werten festhält. Fernsehen, das Internet und das Mobiltelefon wurden 1999 ein-
geführt. 2005 besuchten 13.626 Touristen das Land. 2009 waren es dann schon über 21.700;
Tendenz leicht steigend.
Im Jahr 2008 vollzog Bhutan einen bedeutsamen Schritt von einer hundert Jahre alten Monarchie
zu einer parlamentarischen Demokratie. Im März wählten 700.000 Einwohner zum ersten Mal in
der Geschichte des Landes eine neue Regierung und im Juli unterzeichneten der König, die ge-
wählten Mitglieder des Parla-
ments und der Nationalrat die
erste Verfassung Bhutans.
Laut den Worten seiner
Majestät König Jigme Khesar
Namgyel Wangchuk
reicht er die Macht, die das Volk von Bhutan einst ihm und seinen Vorfahren übergeben hatte,
nun zurück an die Menschen selbst.
Seine Majestät übernahm das Mandat des Staates im Dezember 2006 von seinem Vater, dem
vierten König von Bhutan, Jigme Singye Wangchuk. Die Krönung seiner Majestät des fünften
Königs von Bhutan fand im November 2008 in einer heiligen Zeremonie statt. Anschließend
folgten landesweite Festlichkeiten und die Bevölkerung feierte 100 Jahre Frieden und Wachstum
unter der Wanchuk-Dynastie.
Bhutan weiß, dass es nicht einfach sein wird, auf eine neue Seite im Geschichtsbuch zu
springen. Daher will das Land eine erfrischend andere Entwicklungsstrategie verfolgen, die vom
König Jigme Singye Wangchuk angeregt und in der Welt bekannt wurde, als “Gross National
Happiness” (das Streben nach dem Bruttonationalglück). Sie soll eine profunde Botschaft an die
heutige Welt sein, eine Welt, in der Menschen ihre innere Balance verloren haben auf der Jagd
nach materiellem Komfort.
Modernisierung wird demnach nicht pauschal übernommen. So verwundert es auch nicht, dass
die Frauen und Männer ausnahmslos Nationaltracht tragen. Alle Bereiche des sichtbaren Lebens,
wie Bekleidung, Architektur, Kunst und soziales Verhalten wurden als kulturelle Werte in gestz-
liche Vorschriften gefaßt. Der Staat sorgt dafür, dass alle weltlichen Hindernisse auf dem Weg
zum Glück jedes Einzelnen beseitigt werden.
Die Zukunft wird zeigen, ob es gelingt, dass ethnische Vielfalt mit buddhistischem Nationalbe-
wußsein beim Zusammentreffen mit der Moderne in einem harmonische Gleichgewicht verlaufen.
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